Stadtplan von Berlin Verwaltungsbezirk Reinickendorf

1946

Maßstab 1 : 20.000

Herausgeber: Amt für Vermessung Berlin - Reinickendorf

Herstellungsverfahren: Mehrfarbendruck

Blattgröße: 87 cm x 73 cm

Beschreibung:

Diese topographische Karte des Berliner Nordwestens ist eine Besonderheit und Rarietät! Sie zeigt um das Dorf Stolpe, im Nordwesten des Reinickendorfer Ortsteils Frohnau gelegen, einen Grenzverlauf zwischen Berlin und Brandenburg, der nur kurze Zeit in dieser Form bestand. Für Rund drei Jahre, von 1945 bis 1948, gehörten das Stolpe Dorf und die Stolper Felder zum Französischen Sektor und ausweislich dieser Karte auch zum Berliner Stadtgebiet. Noch am 5. Dezember 1948 haben die Stolper Einwohner an der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Berlin teilgenommen.

Der Grund für diese ungewöhnliche Erweiterung des Stadtgebiets lag wohl in dem Interesse der Franzosen, in ihrer Besatzungszone einen eigenen Flugplatz zu betreiben. Möglich erschien dies auf der freien Fläche bei Frohnau und so verständigten sich die französische und die sowjetische Besatzungsmacht in einem Protokoll vom Oktober 1945 darauf, Dorf und Feldmark dem Französischen Sektor zuzuschlagen. Hier sind Parallelen zu den Vereinbarungen zwischen Sowjets und Briten über die Grenzziehung im Bereich des Flugplatzes Gatow erkennbar.

Das Gut Stolpe, bereits 1937 von der Stadt Berlin erworben, sicherte die Grundversorgung der französischen Besatzungstruppen. Tatsächlich scheinen aber keine Bauarbeiten für einen Flugplatz begonnen worden zu sein. Verschiedene Quellen (https://www.klauspegler.de/texte/frohnau-frohnau/stolpe-und-sein-flugplatz/ und http://stolpe.eiszeitland.de/chronik6.htm) vermuten, dass der Bedarf an einem eigenen Flugplatz zunächst doch nicht so dringend gewesen sei. Erst als die Versorgung der Stadt in Folge der sowjetischen Berlin-Blockade durch die Luft erfolgte, mussten schnell zusätzliche Start- und Landekapazitäten geschaffen werden. Hierfür wurde aber das Gelände des ehemaligen Schießplatzes Tegel (in der Jungfernheide) genutzt. So entstand ab August 1948 innerhalb von 90 Tagen der Flugplatz Tegel, auf dem bereits Anfang November das erste Flugzeug landete. Die Fläche der Stolper Felder spielte keine Rolle mehr.

Kurz nach den Wahlen fiel Stolpe wieder an die sowjetische Besatzungsmacht zurück. Ob dies eine freiwillige Rückgabe durch die Franzosen war, die ihren Flugplatz ja jetzt in Tegel hatten oder die Sowjets die Vereinbarung von 1945 "gekündigt" hatten, scheint nicht ganz klar zu sein. De facto rückte am 21. Dezember 1948 die Rote Armee in Stolpe ein. Die rund 400 Einwohner waren  nicht vorgewarnt und fühlten sich von der französischen Besatzungsmacht verraten und im Stich gelassen.

Der Berliner "Tagesspiegel" hat im Januar 2019 einen sehr lesenswerten Artikel zur Geschichte von Stolpe veröffentlicht.

Quellenhinweise: Original, Berliner Stadtplansammlung