Ältere Berliner werden sich vielleicht noch an den Titel "Berlin in der Tasche" erinnern. "Berlin in der Tasche" war ein kompakter und stets aktueller Stadtatlas, der unzähligen Berlinern und Besuchern über mehr als 50 Jahre den Weg durch die Stadt wies, als es noch keine Navis und kein Google Maps gab. Der Name war Programm: Der Atlas passte in eine Jackentasche und auch in ein Handschuhfach und war für viele seiner Nutzer ein ständiger Begleiter.
Die erste Ausgabe erschien vor rund 100 Jahren, am 25. April 1925, zum Preis von 3,- Mark im Ullstein Verlag und wurde von der "Berliner Morgenpost" herausgegeben. Die letzte Ausgabe wurde 1978 herausgegeben, nach über 50 Jahren.
Der einhundertste Geburtstag von "Berlin in der Tasche" war für mich Anlass für eine nähere Betrachtung seiner langen Geschichte. Mit Stand Oktober 2025 befinden sich 37 verschiedene Ausgaben des Atlasses in der Berliner Stadtplansammlung. Es mögen noch einige weitere Ausgaben existieren, aber die kartographische Entwicklung des Werks lässt sich gut anhand des Sammlungsbestandes nachvollziehen. Der Inhalt dieser Atlanten ist also gut dokumentiert.
Allerdings sind Informationen zur Herstellung, zu den verschiedenen Kartografen und zur Einstellung der Atlas-Reihe spärlicher; es konnten bisher nur wenige Informationen in verschiedenen Archiven gefunden werden.
Unübersehbar sind aber die Einflüsse von Geschichte, Politik und Stadtentwicklung auf den Inhalt und die Gestaltung der Atlanten.
Eine vergleichende Betrachtung der verschiedenen Atlasausgaben bietet ein illustriertes Panorama über 50 Jahre Berlin.
PS: Das Blatt bzw. Doppelblatt aus Berlin in der Tasche, das den alten Stadtkern und den Tiergarten zeigt, habe ich aus allen von mir gescannten Atlanten jetzt in dem Verzeichnis "Berlin in der Tasche, Berliner Mitte 1925 bis 1978" online gestellt. So können Sie die Entwicklung dieses Bereichs von 1925 bis 1978 im direkten Vergleich der Atlasblätter nachvollziehen.