Landkarten und Stadtpläne seien ein
Abbild der Wirklichkeit,
so eine verbreitete Ansicht. Schon aus mathematischen, geometrischen und technischen Gründen trifft diese Aussage nur bedingt zu. Per definitionem sind Karten ein eingeebnetes, verkleinertes und generalisiertes, mit Beschreibungen und Zeichen versehenes Abbild der Erdoberfläche oder anderer Himmelskörper. Außerdem zeigen sie aber auch nur,
was sie zeigen sollen oder zeigen dürfen. Besonders deutlich wird das auf den Stadtplänen von "Berlin - Hauptstadt der DDR", auf denen der Westteil der Stadt als infrastrukturlose Brache dargestellt war. Viel versteckter, auf den ersten Blick unbemerkt, sind z.B. nach Beginn des zweiten Weltkriegs militärisch wichtige Infrastrukturen - Bahnanlagen, Industrieanlagen, städtische Infrastruktur- aus den Berliner Stadtplänen verschwunden. Ich habe neben den Großen Silva-Stadtplan von Berlin von 1938 die Ausgabe von 1940 gestellt und im Vergleich beider Pläne lässt sich gut erkennen, wie sich das Abbild der Stadt durch subtiles Weglassen verändert hat. Solche Manipulationen lassen sich vielfach durch die Jahrhunderte nachweisen. Aktuell dürften sie wegen der allgemein zugänglichen Luft- und Satellitenbilder an Bedeutung verloren haben. Wen das Thema interessiert, dem sei die Diplomarbeit „Kartenmanipulation – Karten(ver)fälschung“ von Elisabeth Müllner empfohlen, die sich systematisch, wenn auch manchmal etwas langatmig, mit technischen, historischen und kausalen Aspekten der Kartenmanipulation befasst: http://othes.univie.ac.at/24674/