Se non è vero, e molto ben trovato

(Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden),

dieses Zitat von Giordano Bruno (1548 - 1600) könnte das Motto einiger Neuzugänge der Berliner Stadtplansammlung sein, die ich Ihnen hier vorstellen möchte.

Karl Friedrich Klöden (1786 - 1856) war Gelehrter und Direktor der städtischen Gewerbeschule zu Berlin. 1839 erschien sein Werk "Ueber die Entstehung, das Alter, und die früheste Geschichte der Städte Berlin und Kölln - Ein Beitrag zur Geschichte der Germanisirung slavischer Gegenden". Der Anhang dieser Monographie enthält fünf von Klöden entworfene Pläne zur mittelalterlichen Entwicklung Berlins und eine Karte des Havel- und Spree-Landes für die Zeit zwischen 1150 und 1250. Besonders sein "Plan von Berlin und Kölln für die Jahre 1250 bis 1270" begegnet uns immer wieder einmal in Publikationen zur Berliner Geschichte.

Dabei sind alle Pläne in dem Buch "Erfindungen", die - auch wenn Klöden beteuert, es handele sich nicht um bloße Phantasiegebilde - nicht auf geologischen oder archäologischen Befunden, auf Vermessungen oder auf mittelalterlichen Vorlagen beruhen. Er hat, wie andere vor oder nach ihm, versucht, das Aussehen und die Entwicklung der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin/Cölln zu rekonstruieren. Dabei hat er sich offensichtlich des Memhard-Plans von 1652 bedient und ihn aufgrund von Informationen, die er uns nicht verrät, "zurückgerechnet".

Deshalb wird man nicht umhinkommen, doch die Phantasie als treibende Kraft seiner Planentwürfe zu bemühen. Wissenschaftlich ist er längst widerlegt. Der älteste bekannte "echte" Plan von Berlin und Cölln ist der Memhard-Plan von 1652. Klöden hat damit aber keine Karten gefälscht, denn er gibt nicht vor, es handele sich um mittelalterliche Originale.

Wer sich für die Anfänge der mittelalterlichen Siedlungen Berlin und Cölln näher interessiert, findet auf der Seite "Bis zu den Anfängen von Berlin - Die Ausgrabungen am Petriplatz" den aktuellen Stand archäologischer Forschung.

Unabhängig von ihrem inhaltlichen Wahrheitsgehalt haben die Klöden-Pläne einen kulturhistorischen Stellenwert und sind ebenso wie die Ansichten von Robinson eine einprägsame Merkhilfe für die Gründungsgeschichte Berlins. Das rechtfertigt es, diese Pläne hier in der Berliner Stadtplansammlung wiederzugeben.

Kleine Anmerkung: Sie finden hier - und soweit ich das feststellen konnte, nur hier - alle Pläne aus Klödens Werk in hoher Auflösung gescannt an einem Ort.