Der Wegweiser von Berlin und Umgebung, Blatt Nr. 2, Nord-Ost

1946

Maßstab: 1 : 100.000

Kartographie: Tschammer und Sohn, Hohen Neuendorf bei Berlin

Druck: Berliner Lithographisches Institut, Berlin W35

Blattgröße: 61 cm x 81 cm

Beschreibung:

Das vierteilige Kartenwerk "Der Wegweiser von Berlin und Umgebung", erschienen 1946, scheint mir die erste Darstellung von Berlin und Umgebung nach dem Zweiten Weltkrieg zu sein. Der Kartograph Kurt Tschammer hatte nach Kriegsende ein Gewerbe zur „Ausführung von kartographischen Zeichenarbeiten“ angemeldet und diese Karten gehören zu seinen ersten Produktionen.
Im Stadtgebiet sind die Straßennamen bereits von nationalsozialistischen Namensgebern bereinigt, obwohl die offiziellen Um- oder Rückbenennungen zum Teil erst später vollzogen wurden.

Die Berliner Stadtgrenze ist als strichpunktierte Linie und blaßrotes Band gekennzeichnet. Interessant ist ihr Verlauf. Im Norden (auf Blatt Nr. 1, Nord-West) zeichnet die Linie den bekannten Grenzverlauf um Frohnau nach, während das Band einen Bogen um das Dorf Stolpe und die Stolper Feldmark beschreibt. Für kurze Zeit, von 1945 bis 1948, gehörten das Stolpe Dorf und die Stolper Felder zum Französischen Sektor. Besser erkennbar ist diese Erweiterung des Französischen Sektors auf dem Stadtplan von Berlin, Verwaltungsbezirk Reinickendorf aus dem Jahr 1946. Dort habe ich auch die Hintergründe dafür dargestellt.
Eigenartigerweise ist im Westen der Stadt eine vergleichbare Veränderung der Grenze des Britischen Sektors, die ebenfalls 1945 vereinbart wurde, nicht auf der Karte nachvollzogen.

Kurz nach dem Krieg war Papier sehr knapp und von schlechter Qualität. Deshalb wurden Karten oftmals auf die Rückseite veralteter Kartenauflagen gedruckt. So konnte dieses Kartenpapier ein zweites mal genutzt werden. Die ehemalige Vorderseite mit dem veralteten Kartenbild wurde meistens mit einem Raster überdruckt und unkenntlich gemacht. So auch auf diesem Blatt, das Raster scheint vor allem an den Blatträndern durch.

Eine weitere Karte von Tschammer und Sohn finden Sie hier.

Quellenhinweise: Original, Berliner Stadtplansammlung