Straßenkarte von Deutschland

1941

Maßstab 1 : 1.250.000

Kartographie und Druck: Joh. Roth sel. Ww., (Jro-Verlag München Carl Kremling)

Herausgeber: Der Deutsche Automobil-Club (DDAC), Motorwelt-Wirtschafts- u. Verlags- G.m.b.H.

Blattgröße: 125 cm x 88 cm

Beschreibung:

Dieses Blatt von 1941 hat gegenüber der Straßenzustandskarte von 1939 noch einmal 20 cm in der Breite zugelegt, obwohl der Kartenmaßstab von 1:100.000 auf 1:1.250.000 reduziert wurde. Nur so ließ sich das beanspruchte Reichsgebiet nach dem Überfall auf Polen 1939 und der Westoffensive 1940 auf einem  handhabbaren Kartenblatt unterbringen.

Im Osten zeichnet das grüne Band der Reichsgrenze jetzt die Demarkationslinie zwischen Deutschem Reich und Sowjetunion nach, wie sie im Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 und im Deutsch-Sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 festgelegt worden ist. Deutschland und die Sowjetunion hatten sich Polen einverleibt. Das westliche Polen wurde ins Deutsche Reich eingegliedert oder kam unter Deutsche Besatzungsherrschaft. Die Karte differenziert hier nicht, auch das Generalgouvernement wird ungeachtet seines unklaren völkerrechtlichen Status kartographisch dem Reichsgebiet zugeschlagen. Das macht auch der Verlauf der rot unterlegten Reichsstraßen deutlich: sie enden nach Osten an der Demarkationslinie, die hier gleichzeitig als Reichsgrenze dargestellt wird.
Von Dauer war diese Grenzziehung nicht: Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion.

Im Westen scheint es keine Reichsgrenze nach Frankreich mehr zu geben. Zwischen den Reichsgrenzen zu Belgien und der Schweiz fehlt ein entsprechender Eintrag. Nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 stand die Nordhälfte Frankreichs unter deutscher Militärverwaltung, Elsass und Lothringen wurden faktisch annektiert. Die Karte verhält sich zu dieser Situation nur mittelbar, wieder durch den Eintrag der Reichsstraßen: sie enden hinter Metz, kurz vor Nancy (hier: Nanzig) und westlich des Vogesenhauptkamms. Die Aussage ist: Wo es Reichsstraßen gibt, ist auch Reichsgebiet.

So gilt auch für diese Karte, dass sie durch scheinbar "wertfreie" Grenzdarstellungen kriegerische Gebietsgewinne für den Kartennutzer verfestigt und legitimiert. Damit gehört sie in eine Reihe mit den Blättern "1939 Straßenzustandskarte von Deutschland" und ...

Quellenhinweise: Original, Berliner Stadtplansammlung